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Ban Winzer

Hinter den Toren

Der Shuttle-Bus fädelt sechs Weingüter und eine Kellerei auf eine Perlenkette und mit jeder Stunde werden die Fahrten geselliger, rollt die Stimmung gemütlich die Eisacktaler Berge bei Klausen hinauf und hinunter. Nach wenigen Minuten wieder ein Stopp. Mit lautem Hupen kündigt sich der Bus an, schüttet eine Gruppe aus und sammelt eine andere wieder ein. „Ban Winzer“ (beim Winzer) ist eine Weinwanderung auf Rädern, nur eben nicht den eigenen.

Im Tal bewirkt die Nähe zu den Bergen hohe Tag-Nacht-Temperaturschwankungen, die zur Ausbildung äußerst feiner Geschmacksnuancen bei den Weinen führen. Zudem verleiht ein hoher Anteil an Silikaten im Boden den Eisacktaler Weinen ihre charakteristische mineralische Note. Silvaner, Müller Thurgau, Gewürztraminer, Veltliner, Ruländer, Kerner und Riesling werden hier vorzugsweise angebaut. Rotweinsorten finden sich kaum, dafür ist der Süden zuständig. Hier, im nördlichsten Anbaugebiet Italiens kommen die Gourmets der Weißweine voll auf ihre Kosten; die frischen, fruchtigen Weine räumen regelmäßig internationale Preise ab.
Es geht um nichts Geringeres als die feinen Weine des Eisacktals zu verkosten und ihre Winzer persönlich kennenzulernen.
Eine Gruppe junger Erasmus-Studenten hat es sich auf der weiten Wiese und unter dem ausladenden Walnussbaum am Bio-Weingut Zöhlhof gemütlich gemacht. Es ist ein wunderschönes Plätzchen mit einem herrlichen Blick über das Eisacktal gen Süden – definitiv ein Kraftort. Josefs Vater hat den stattlichen Baum gepflanzt, gleich nebenan liegt die alte Hofstelle, die vermutlich aus dem 11. Jahrhundert stammt - es ist ihr nicht anzusehen. Nachhaltigkeit und der achtsame Umgang mit der Tradition sind der Familie Unterfrauner wichtig. Das spiegelt sich im Weinanbau wider. Vor 25 Jahren schon hat Josef seine Landwirtschaft als einer der ersten im Tal auf biologischen Anbau umgestellt. „Einfach war es sicher nicht, aber mir war klar, dass ich diesen Weg gehen wollte - oder gar keinen.“ Der jüngste Sohn übernimmt nun Schritt für Schritt den Hof. Der junge Mann steht fröhlich plaudernd inmitten der Weingläser schwenkenden Erasmus-Studenten, die begeistert seinen Erzählungen von Hof und Trauben lauschen. Schade nur, dass der Bus schon wieder hupt.
Nächster Stopp ist die Kellerei Eisacktal. Der jüngsten Genossenschaftskellerei Südtirols liefern 135 Bauernfamilien ihre mit großer Sorgfalt und weitestgehend in Handarbeit bearbeiteten und geernteten Trauben. Moderne Technik ermöglicht eine hochprofessionelle industrielle Weiterverarbeitung des Weines, der die Liebe zum Detail und das Wissen um die Tradition nicht abhanden gekommen ist. So gelingen auch hier preisgekrönte Weine.

Als wir beim Radoarhof in Feldthurns ankommen, ist es Abend geworden. Noch so ein Lieblingsort auf 850 Metern Meereshöhe mit Blick auf die Geislerspitzen im letzten Licht. „Das Ziel ist die Harmonie im Garten und in der Seele“ sagen Norbert und Edith Blasbichler. Auch sie sind Biobauern aus Überzeugung. Immer auf der Suche nach einer interessanten Kreation, spielen sie mit den Optionen des Weinbaus als wären sie Jongleure. Trotzdem kommt es ihnen vor allem auf den unverfälschten reinen Weingeschmack an. Der perfekte Ort für ein letztes Glasl Kerner. Die Harmonie im Gaumen und in der Seele ist für heute definitiv hergestellt.

Text: Sylvia Pollex
Fotos: Thomas Rötting; Tobias Kaser
Veröffentlichung: 2022
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